Neubau eines Wohn- und Dienstleistungsquartiers, Rheda-Wiedenbrück

Neubau eines Wohn- und Dienstleistungsquartiers

Das neue Quartier liegt westlich des historischen Stadtkerns von Wiedenbrück. Die innerstädtische Fläche wird durch die westlich angrenzende Hauptstraße gefasst, die die Stadtteile Rheda und Wiedenbrück verbindet. Der Nordring bildet die nördliche Kante des Neuordnungsbereiches, während die Mellagestraße das Quartier östlich zur angrenzenden Siedlungsstruktur überleitet. Im Süden bilden mehrgeschossige Wohnbauten einen Übergang zu der bestehenden Bebauung.

Architektur und Gestaltung des Wohnraums

Sechs Riegelbauten, die zur Hauptstraße eine klare Kante definieren und die Bauflucht der südlich angrenzenden Mehrfamilienhäuser aufnehmen, bedienen im Erdgeschoss den Bedarf an Dienstleistung sowohl für die interne Quartiersnutzung als auch für die Bevölkerung der Stadt. Darüber bieten Regel- und Staffelgeschosse innovativen Wohnungsbau für den freien Markt. In jeden Riegel werden verschiedene Wohnungstypen integriert, um eine Durchmischung der Bewohner zu generieren.

Punkthäuser im Rückraum der Riegel reagieren sowohl auf die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum durch gefördertes Wohnen in Mehrfamilienhäusern als auch auf die Nachfrage nach Doppelhäusern als mögliches Mietobjekt. Die Doppelhäuser schaffen einen Übergang des Maßstabes zum Bestand und stärken den nachbarschaftlichen Charakter.

Riegel und Mehrfamilienhäuser sind als wirtschaftliche Vierspänner mit unterschiedlichen Wohnungstypen ausgebildet. Die Grundrissanordnung lässt zu, Wohneinheiten innerhalb eines Geschosses oder geschossübergreifend nach Bedarf zusammenzufassen. Alle Gebäude sind ebenerdig erschlossen und barrierefrei, zum Teil sogar uneingeschränkt rollstuhlgerecht ausgebildet.

Die Riegel schirmen zur Hauptstraße den Verkehrslärm ab und stellen eine öffnende Geste in das Quartier dar. Durch die nach innen verlaufende Südfassade kann eine bessere Belichtung erzielt werden. Die Haupteingänge der Wohneinheiten erfolgen stets von Norden, während die Dienstleistungseinheiten im Erdgeschoss südlich erschlossen werden. So entstehen separate Adressen in einer lebendigen Erdgeschosszone.

Freiraum und Erschließung

Zwischen den Gebäuden entsteht eine großzügige Grünfläche mit organischen Wegen rund um einen Quartiersplatz mit Spiel- und Sportflächen und integrierten privaten Gärten  – im Zusammenspiel mit den orthogonalen Gebäudekanten des Quartiers eine reizvolle Interaktion. Ziel ist es ein zukunftsfähiges autofreies Quartier zu entwickeln.

Die Haupterschließung der öffentlichen Parkflächen unter den aufgeständerten Riegeln erfolgt von der Hauptstraße. Entlang der Gebäude entsteht so eine Art Boulevard und der Verkehr wird aus dem Quartier herausgehalten. Die Zufahrt zu der Tiefgarage, welche sich mittig unter dem Quartier befindet, erfolgt ebenfalls unter einem der Gebäude.

Die Erschließung erfolgt über den nördlichen Teil der Mellagestraße, die ansonsten ebenfalls autofrei bleibt. Die Parkmöglichkeiten unter den aufgeständerten Riegeln werden in erster Linie als Besucherparkplätze herangezogen und beinhalten neben Stellplätzen für Menschen mit Behinderung die Möglichkeit als Ladestation für E-Mobilität oder Carsharing-Angebote.

Energie und Nachhaltigkeit

Die Außenanlage wird mit regionaltypischen Bäumen begrünt. Die Riegel zur Hauptstraße werden ergänzt durch Baumreihen zwischen den Baukörpern, die den klaren Schnitt zur Straße unterstreichen. Als natürlicher Immissionsschutz fungieren Mooswände im Bereich der aufgeständerten Erdgeschosse zur Hauptstraße; sie binden Feinstaub und sorgen somit für ein sauberes Binnenklima.

Weiterhin werden die Flachdächer begrünt und durch gezielt ausgewählte Flächen für Solarnutzung ergänzt. Durch die Regenretention werden bis zu 90% der Niederschlagsmenge zurückgehalten und verdunsten, die Kanalisation wird entlastet. Dazu wird das Mikroklima positiv beeinflusst und die Dachbegrünung bietet einen Ersatzlebensraum für viele Tierarten.

Die energetische Versorgung des Quartiers soll – nahezu – autark über ein Nahwärmenetz sowie ein dezentrales Blockheizkraftwerk (BHKW) erfolgen, das intelligent in die Infrastruktur der Region integriert wird. Die kombinierte Erzeugung von Strom und Nahwärme stellt eine wichtige Technologie zur Energieeinsparung und Verringerung der CO²-Emission dar. Die technisch-ökonomischen Vorteile eines Quartierkraftwerkes ergeben sich aus der Zusammenfassung mehrerer Wärmeverbraucher zu einem Großabnehmer – also einem zukunftsoffenen System für eine nachhaltige Strom- und Nahwärmeversorgung.

Standort Rheda-Wiedenbrück

Projekttyp Realisierungswettbewerb

Auslober Burckhard Kramer

Platzierung 2. Preis

Visualisierung MW3D Studio UG

Fotografie Drees & Huesmann, Bielefeld

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